Egal ob im Eigenheim oder im Mehrparteienhaus, egal ob sichtbar oder unsichtbar: Ein beliebter Standort für die Satellitenschüssel ist das Dach. Gerade wegen dieser Positionierung und der in der SAT-Schüsseln verbauten leitfähigen Materialien sind Blitzschutzmaßnahmen unverzichtbar. Welche Vorschriften dazu in Deutschland existieren und welche Aspekte bei der Umsetzung zu beachten sind, erklärt Thomas Raphael, Blitzschutz-Experte des VDE e.V., im Experteninterview.
Welche spezifischen Richtlinien und Verordnungen regeln den Blitzschutz für Satellitenanlagen in Deutschland?
Antennenanlagen auf Dächern und die angeschlossenen Kabel und Endgeräte können vor allem durch Blitze beschädigt werden. Die VDE-Norm 0855-1, eine Übersetzung der europäischen Norm EN 60728-11, beschreibt die Sicherheitsanforderungen an derartige Empfangsanlagen. Bei Anlagen mit Sendefunktion kommt zusätzlich VDE 0855-300 ins Spiel.
Wenn Satellitenanlagen auf oder an Gebäuden mit Blitzschutzsystem genutzt werden, sind außerdem die Bestimmungen der Blitzschutz-Normenreihe DIN EN 62305 einzuhalten.
Welche Rolle spielen Blitzschutzprodukte und -technologien wie Blitzableiter, Überspannungsschutzgeräte und Erdungsanlagen bei der Einhaltung der aktuellen Vorschriften für Satellitenanlagen?
Durch den Betrieb einer Antennenanlage darf keine zusätzliche Gefährdung für das Gebäude und die darin befindlichen Personen entstehen. Deswegen werden die aus dem Gebäudeblitzschutz bekannten Grundlagen auch bei Antennen angewendet. Sind Blitzeinschläge in die Antenne möglich, werden diese mit einem Erdungsleiter in die Gebäudeerdungsablage abgeleitet. Außerdem werden die metallenen Komponenten wie z. B. die Schirme der Antennenkabel miteinander verbunden; dieser sogenannte Potentialausgleich schützt vor gefährlichen Berührungsspannungen. Überspannungsschutzgeräte in den Antennenkabeln sorgen für einen gewissen Schutz der Kabelanlage und der Endgeräte bei einem Blitzeinschlag.
Inwiefern sind die Blitzschutzanforderungen für Satellitenanlagen in verschiedenen Gebieten (z. B. ländlich, städtisch) oder Gebäudetypen (z. B. Wohngebäude, gewerbliche Gebäude) unterschiedlich?
Die Sicherheitsanforderungen sind für alle Gebiete (städtisch, ländlich) gleich.
Gewerbliche und Industriegebäude sind häufig mit einem Blitzschutzsystem ausgestattet. Dieses soll das Eindringen von Blitzen in das Gebäude verhindern. Bei der Installation einer Satellitenanlage auf Gebäuden mit Blitzschutzsystem muss unbedingt eine Blitzschutz-Fachkraft einbezogen werden. Die Antenne und die Kabel müssen so installiert werden, dass eine direkte Blitzeinwirkung ausgeschlossen und die Funktion des Blitzschutzsystems nicht ausgehebelt wird.
Welche speziellen Schulungen oder Zertifizierungen sind erforderlich, damit Installateure die aktuellen Blitzschutzbestimmungen für Satellitenanlagen korrekt umsetzen können?
Das Tätigkeitsfeld von Elektrofachkräften ist so breit, dass eine Spezialisierung notwendig ist. Bei der Installation von Satellitenanlagen können besonders erfahrene Installationsunternehmen beauftragt werden. Eine spezielle Fortbildung für Antennenerdung ist dabei nicht vorgesehen.
Anders sieht es bei Satellitenanlagen auf oder an Gebäuden mit Blitzschutzsystem aus. Sämtliche Arbeiten sind von einer Blitzschutz-Fachkraft selbst oder unter deren Überwachung auszuführen. Derartige Fachkräfte weisen ihre Kenntnisse i.d.R. in Form von Weiterbildungszertifikaten aus, z. B. "VDE geprüfte Blitzschutz-Fachkraft".