Wann kommt Glasfaser für alle?

Wir haben Wolfgang Jäger von Glasfaser-ABC dazu befragt
Interview zur Glasfasersituation in Deutschland

Die Forderung nach signifikanten Fortschritten beim Glasfaserausbau bewegt Bund, Länder und Gemeinden in ganz Deutschland. Gefördert werden sollen Glasfaseranschlüsse bis in die Wohnung (FTTH) unter anderem mit dem neuen Telekommunikationsgesetz (TKG, Startschuss: 1. Dezember 2021). Geht jetzt also alles ganz schnell mit Glasfaser für alle? Wolfgang Jäger, Geschäftsführer unseres Premiumpartners Glasfaser-ABC, ist sich da noch nicht so sicher. 

ASTRA: Herr Jäger, als Experte für den NE4-Ausbau im Bereich MFH können Sie die Glasfasersituation hierzulande mit Sicherheit gut einschätzen. Was glauben Sie: Wird schon bald jede Wohnung über einen direkten Anschluss ans Netz der Zukunft verfügen?

Wolfgang Jäger: Bis jeder Haushalt in Deutschland Zugang zum Netz der Zukunft hat, wird es meiner Meinung nach länger dauern als es von Seiten der Politik gerade euphorisch angepriesen wird. Das neue TKG wird in dieser Hinsicht auch keine Wunder bewirken. Das Gegenteil ist der Fall: Es stellt die Wohnungswirtschaft vor enorme Herausforderungen, da sie von nun an zuständig ist für die Hausnetze – ohne Planungssicherheit, wie es bei einer solchen Herkulesaufgabe der Fall sein sollte. Das Thema Infrastruktur ist eine staatliche Aufgabe, der Wohnungswirtschaft sozusagen den schwarzen Peter zuzuschieben wird nicht reichen, um ein ganzes Land zukunftsfähig zu machen. 

ASTRA: Was würden Sie der Wohnungswirtschaft denn raten? Auf Glasfaser zu verzichten, kann an der Schwelle zum Gigabitzeitalter ja nicht die Alternative sein.

Wolfgang Jäger: Nein, der Umstieg auf Glasfaser ist alternativlos. Wer weiter zögert, für den wird es in Zukunft nur teurer. Was viele abschreckt, ist die Komplexität. In Gesprächen mit wohnungswirtschaftlichen Unternehmen stelle ich daher drei einfache Fragen: 

  • Glauben Sie, dass Sie um das Thema Glasfaser herumkommen? 
  • Glauben Sie, dass Glasfaser in Zukunft billiger zu haben sein wird? 
  • Glauben Sie, dass sich die Glasfaser-Technologien noch mal von Grund auf ändert? 

Fragen, die man nur mit „Nein“ beantworten kann. Ein dreifaches „Nein“, das dafür sensibilisiert, das Thema entschlossen anzugehen statt es weiter zu verdrängen. 

Bei der Planung, Komponentenbereitstellung und Installation unterstützen wir Unternehmen der Wohnungswirtschaft als professioneller Partner gerne beim Umstieg von Kupfer/Koax auf Glasfaser, auch wenn es um Komplettlösungen aus FTTH und TV-Versorgung geht. Und da ist optischer SAT-Empfang ganz klar unser Favorit. Anders als bei IPTV müssen die Bewohner nämlich keinen kostenpflichtigen Vertrag mit einem Anbieter abschließen, um fernzusehen. Das optische Satellitensignal gelangt ohne Signalkosten via Glasfaser in die einzelnen Haushalte. Diese genießen eine unglaubliche Programmvielfalt in fantastischer Bild- und Tonqualität – selbst zukünftige Standards von 8K oder mehr können problemlos empfangen werden, ohne dass irgendeine Nachrüstung nötig wäre.

Sichtbare Satellitenschüsseln gehören mit Satelliten-Glasfaser-Lösungen ebenfalls endgültig der Vergangenheit an, da das optische Satellitensignal via Glasfaser verlustfrei auch über große Distanzen weitergeleitet werden kann. Das bedeutet: Tausende Haushalte können mit einer einzigen SAT-Anlage versorgt werden.

ASTRA: Möglich wird dies ja dank des neuen Profi-SAT-Systems, das Sie gemeinsam mit HUBER+SUHNER BKtel entwickelt haben. Was kann das System denn genau, was macht es so innovativ? 

Es ermöglicht die Verteilung kompletter SAT-ZF TV-Signale von bis zu 4 Orbitalpositionen als verstärk- und kaskadierbares DWDM-Signal (Multiplex) über nur eine Glasfaser für Großobjekte, Quartiere, Gemeinden, Städte oder ganze Landkreise. Die neue Technik erlaubt eine proaktive Wartung durch Remote-Management, verfügt über Redundanzen in der Strom- und Signalversorgung und macht somit endgültig Schluss mit den immer wieder gegen die SAT-Technik ins Feld geführten Märchen von Schlechtwettereinflüssen oder Schüsselwildwuchs wegen hoher Dämpfungswerte auf Kabelwegen.

Vorhandene CATV-Kopfstellen können kinderleicht nachgerüstet werden. So ist ein komfortabler Wechsel von der Koax-/Kupferwelt ins Glasfaserzeitalter möglich. Angesicht der ehrgeizigen deutschen Nachhaltigkeitsziele fallen 85 Prozent Stromeinsparung im direkten Vergleich mit traditionellen Kabel-TV-Installationen, der Wegfall der Allgemeinstrom-Abrechnungsthematik und die automatisch aktualisierte Verfügbarkeit aller Programme in Echtzeit als angenehme Nebeneffekte ins Gewicht. Damit bietet die Lösung zahlreiche Wechselargumente und Mehrwerte für die Wohnungswirtschaft, Carrier oder Stadtwerke im Wettbewerb mit den großen etablierten Kabelnetzbetreibern. 

Wolfgang Jäger
Wolfgang Jäger