Traditionell finden jährlich Ende Oktober die Münchner Medientage statt, inzwischen auf dem Messegelände in Riem. Hatte die Veranstaltung in früheren Tagen ihre Schwerpunkte zwangsläufig noch auf Rundfunk- und Fernsehmedien, war heuer eine Vielzahl an Teilnehmern aus den verschiedensten Bereichen der Unterhaltungsindustrie und -elektronik im neuen Conference Center Nord vertreten: Rund 400 Referenten und internationale Gäste aus Verlagshäusern und Industrie sowie Young Talents diskutierten über Pressefreiheit, Datensicherheit und Digitalisierung.
Wahrscheinlich ist der Aufhänger „Was sind gute Inhalte“ so alt wie die Menschheit und der Dauerbrenner zwischen Content und Medium bietet noch immer genügend Potenzial für leidenschaftliche Diskussionen in den Panels. Vor 30 Jahren waren es die großen Unterhaltungsshows, später kamen die Blockbuster und Straßenfeger am Sonntagabend, heute sind es vielleicht die Auftragsproduktionen der neuen, global agierenden digitalen Medienhäuser. Doch die Medienbranche hat sich sehr stark verändert und die drängenden Themen unserer Zeit drehen sich um Schlagworte wie Algorithmen, Künstliche Intelligenz und Blockchain, Big Data, Distribution, digitale Infrastruktur und Netzneutralität.
Dementsprechend weitsichtig gewählt war das diesjährige Motto der 32. Medientage München: „Engage! Shaping Media Tech Society“. Damit unterstrichen die Veranstalter die Relevanz jeder einzelnen Person innerhalb unserer Gesellschaft. Denn wir alle haben die Möglichkeit zu gestalten und zu formen – und sollten diese Chance nicht aus der Hand geben. Wir können darüber entscheiden, wann wir Nachrichten von welchem (Ab-)Sender lesen oder den Podcast anhören. Ebenso ist es unsere eigene Entscheidung, ob ein Account bei Facebook, Google, Amazon etc. für uns unabdingbar ist und somit auch welche Daten über uns gesammelt werden.
Damit aber nicht genug. Die Bedeutungswelt des emphatischen Mottos beginnt hier erst: Die globale Zivilisation ist im Begriff sich so radikal zu verändern wie es die Welt seit dem Aufkommen des Homo Sapiens wahrscheinlich nicht erlebt hat. Und wir haben die Chance Medien, Technik und Gesellschaft aktiv mitzugestalten. Künstliche Intelligenz (KI) übernimmt Aufgaben von Menschen schon lange in Industrie und Fertigung, verstärkt in Berichterstattungen, sehr wahrscheinlich schon bald in der Pflege. Deswegen ist es wichtig, nicht nur in die Forschung zu investieren, sondern für die Anwendung auch den Breitbandausbau zu forcieren.
Für Dorothee Bär sei es nicht ausschlaggebend, „welchen Rang Deutschland beim Glasfaserausbau im Vergleich zu anderen europäischen Ländern tatsächlich einnimmt,“ so die Staatsministerin für Digitales auf den Medientagen München. Natürlich kann ein einfacher Tabellenrang nicht den digitalen Entwicklungsstand eines Landes komplett spiegeln, dennoch zeigt er eine Tendenz. Und da muss Deutschland definitiv nachlegen. Wir brauchen bereits heute schon dringend offene Hochleistungsnetze, um die steigende Anzahl an digitalen Technologien überhaupt einwandfrei nutzen zu können und die mediale Grundversorgung zu gewährend. Für eine „State of the Art“-Medienversorgung gehört der flächendeckende Glasfaserausbau genauso dazu wie die breitbandschonende TV-Versorgung über Satellit.