KI in der Wohnungswirtschaft

Gastbeitrag von Timo Wanke, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat Digitalisierung des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW
Ganz schön smart
Foto: © GSW Sigmaringen

Smarte Lautsprecher, per App steuerbare Haushaltsgeräte oder Heizungsthermostate, die sich den Lebensgewohnheiten des Nutzers anpassen – aus immer mehr Privathaushalten sind KI-gestützte Technologien nicht mehr wegzudenken. Auf Gebäudeebene steckt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Gegensatz dazu noch in den Kinderschuhen. Das Projekt ForeSight untersucht verschiedene Modelle und erprobt sie im Berliner Future-Living Quartier.

Der hier veröffentlichte Gastbeitrag von Timo Wanke erschien zuvor bereits im wi Journal, dem Magazin des Spitzenverbands der Wohnungswirtschaft GdW.

Großes Potenzial KI-basierte Technologien

Miteinander vernetzte, KI-basierte Technologien haben echtes Potenzial, die Zukunft des Gebäudebetriebs positiv zu beeinflussen. So können smarte Heizkostenverteiler und Wasserzähler mit kontextualisierten Verbrauchsdaten in Echtzeit Handlungsempfehlungen für Mieter und Wohnungsunternehmen ableiten, um zum Beispiel Transparenz über die Nebenkostenentwicklung zu schaffen oder eine Anpassung zumeist ineffizient eingestellter Heizkurven zu ermöglichen. Ein intelligenter Türpförtner könnte den Gebäudezutritt für Handwerker & Co. frei von Schlüsseln vollkommen autonom ermöglichen, nachdem die am Aufzug installierte Sensorik eigenständig einen Auftrag zur vorausschauenden Instandhaltung vergeben hat.

Was die Branche noch bremst

Die Vorteile für Wohnungsunternehmen liegen auf der Hand: effizientere Bewirtschaftung, geringere Instandhaltungskosten und ressourcenschonenderer Betrieb des Gebäudes. Warum ist die Branche beim Thema KI und digitale Sensorik dennoch so zurückhaltend? Eine wesentliche Herausforderung ist die im Regelfall bisher fehlende Vernetzung vor allem in Mehrfamiliengebäuden: Anstatt miteinander kommunizierender Sensoren, die von der Aufzugsprüfung bis hin zur Beauftragung und dem Gebäudezutritt für den Handwerker einen kompletten Prozess abbilden, ist der Markt geprägt von nicht miteinander kompatiblen Insellösungen. 

Verschiedene Funkstandards, unterschiedliche Funktionsweisen und nicht aufeinander abgestimmte Datensätze haben zur Folge, dass Wohnungsunternehmen im Dschungel der Gateways und Portal-Schnittstellen schnell den Überblick verlieren können. Es entsteht ein Administrationsaufwand für die neue Sensoren-Landschaft, der dem vormals analogen Prozess in nichts nachsteht.

ForeSight: KI-Methoden gemeinsam sicher erproben

Gemeinsam mit 16 starken Partnern aus Industrie, Forschung und Wohnungswirtschaft beteiligt sich der GdW seit über zwei Jahren am Projekt ForeSight, das genau hier ansetzt: Die Vision ist die Schaffung einer anbieterunabhängigen Plattform, auf der verschiedene KI-Lösungen in einer sicheren Cloud-Umgebung betrieben und miteinander verknüpft werden können. Anhand konkreter Anwendungsfälle – wie Drohnenflüge zur Überprüfung von Photovoltaik-Anlagen oder die Heizungssteuerung via Smart Metering – entwickeln die Projektbeteiligten KI-Modelle und erproben diese im realen Umfeld des Gebäudekomplexes Future Living in Berlin-Adlershof.

Der GdW bringt dabei die Perspektive der Wohnungsunternehmen in das Forschungsvorhaben ein: Welche Anwendungsfälle sind für die Wohnungswirtschaft spannend? Wie gelingt es, Investitionen in die Gebäudedigitalisierung zu finanzieren und welchen rechtlichen Rahmen benötigt es, um einen DSGVO-konformen Betrieb der neuen digitalen Infrastruktur zu garantieren? Auch die Mieterakzeptanz der neuen Technologien rückt der GdW in den einzelnen Arbeitsgruppen des Projekts in den Fokus.

Regulär läuft das Projekt ForeSight noch bis Jahresende 2022, eine Verlängerung bis April 2023 ist geplant. Nach abgeschlossener Ausarbeitung der Anwendungsfälle und Datenmodelle steht die restliche Projektphase im Zeichen der Geschäftsmodellentwicklung mit dem Ziel, ein Betreiberkonzept für die ForeSight-Plattform zu entwickeln, welches die vielen Impulse aus der Projektphase aufnimmt und praxistauglich macht. 

 

Foto: © privat - Herr Timo Wanke
Herr Timo Wanke