Lokalsender

Interview mit BLM-Präsident Dr. Thorsten Schmiege
Warum sind diese so wichtig?

Neben den deutschlandweit empfangbaren Programmangeboten der öffentlich-rechtlichen und privaten Sender gibt es auch Lokalsender, die nur in einer bestimmten Region empfangen werden können. Besonders viele sind es in Bayern. Warum sind diese Sender so wichtig? Darüber haben wir mit Dr. Thorsten Schmiege, Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), gesprochen.
 

ASTRA: Wie viele Lokalsender gibt es in Bayern und wie können sie empfangen werden? 

Dr. Thorsten Schmiege: In Bayern hat die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) derzeit 14 Lokalprogramme in den sieben Regierungsbezirken genehmigt. Sie können über Kabel, Satellit oder IP-Streaming empfangen werden. Dazu kommen mehr als 80 bayerische Lokalradios.

Bei der Satellitenübertragung teilen sich die TV-Programme aus Schwaben, Niederbayern, Franken und der Oberpfalz einen Kanal und verbreiten ihre Programme unter den Senderkennungen a.tv HD, Niederbayern TV, Franken Plus und OTVA. münchen.tv und tv.ingolstadt haben eigene Satellitenkanäle.

ASTRA: Warum ist eine vielfältige Lokalrundfunklandschaft so wichtig?

Dr. Thorsten Schmiege: Weil die Menschen in Garmisch einfach eine ganz andere Mentalität und Interessen haben als die in Bayreuth – und entsprechend andere Inhalte wollen. Die große Gemeinsamkeit ist dabei die in ganz Bayern stark ausgeprägte Heimatverbundenheit und das Interesse an allem, was vor Ort passiert und die Menschen bewegt. 

Dieses Bedürfnis an lokaler Information decken unsere lokalen und regionalen Fernseh- wie auch Radioprogramme in Bayern ab. Sie stiften Identität und setzen lokale Impulse. Mit diesem Fokus auf das Lokale haben Lokalfernsehprogramme darüber hinaus einen Informations- und Orientierungsauftrag in der demokratischen Gesellschaft und sind relevant für die politische Willensbildung. Kurz gesagt: Sie sind in der Flut an Medienangeboten unersetzlich.
Diese lokale Vielfalt, um die wir in ganz Deutschland, wenn nicht sogar in Europa beneidet werden, ist leider kein Selbstläufer. Für die BLM ist es die zentrale Aufgabe, diese Vielfalt zu sichern. Dabei müssen wir auch neue Wege gehen, wo mittlerweile global aufgestellte Gatekeeper den Zugang zu Medien bestimmen und lokale Anbieter im Konzert der Großen mithalten müssen. Der Streaming-Konkurrenz mit geeigneten Angeboten begegnen zu können, erfordert Kreativität, Kooperation und Kapital.

ASTRA: Und wie wichtig ist das lokale Rundfunkangebot den Zuschauenden? Was schätzen Sie daran besonders?

Dr. Thorsten Schmiege: Ihr lokales Fernsehprogramm ist den Zuschauenden sehr wichtig – das hat die Funkanalyse Bayern Fernsehen 2023 im Sommer wieder aufs Neue bestätigt. Erfreulich ist dabei vor allem auch der Trend bei den 14 bayerischen Lokal-TV-Programmen: Mit 746.000 Zuschauerinnen und Zuschauer erreichen sie an einem durchschnittlichen Tag unter der Woche sogar mehr Menschen als im letzten Jahr. Prime Time für das Lokalfernsehen bleibt die Zeit der Hauptnachrichtensendung zwischen 18 und 18.30 Uhr: Im Schnitt schalten hier pro Tag unter der Woche 314.000 Personen ab 14 Jahren ein. 

Das Publikum schätzt das Lokalfernsehen vor allem aufgrund seiner Programm¬qualität: Mehr als die Hälfte der Befragten vergibt Bestnoten für „Informationen aus der Region“. Auch darüber hinaus hat das lokale Fernsehen beeindruckende Imagewerte: Es ist aus Sicht der Zuschauerinnen und Zuschauer sympathisch, präsentiert die Themen verständlich und wird als glaubwürdig, aktuell und nah am Menschen wahrgenommen.

ASTRA: Welche Rolle spielt der Satellit für das bayerische Lokal-TV?

Dr. Thorsten Schmiege: Der Satellit ist vor allem da essenziell, wo andere Empfangsmöglichkeiten wie Kabel oder DVBT 2 nicht oder nicht ausreichend zur Verfügung stehen. Welche wichtige Rolle der Satellit für das bayerische Lokal-TV auch aktuell noch spielt, verdeutlichen die Ergebnisse der Funkanalyse Bayern Fernsehen 2023: In Bayern nutzen je nach Region bis zu 60 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren SAT-TV. Der Satellit trägt also wesentlich dazu bei, dass alle bayerischen Haushalte mit lokalem Fernsehen versorgt werden können. 

Daneben versorgt die Landeszentrale auch andere Fernsehplattformen mit allen 14 Lokal-TV-Signalen. Mit großem Erfolg: Auf fast allen Plattformen sind lokale TV-Inhalte aus Bayern zu empfangen. Ein wichtiger – und auch vom Satelliten getriebener Aspekt – ist dabei HbbTV, also die IP-Verbreitung als hybride Lösung. Mit dem Lokal TV Portal – Bayerische Medien Technik GmbH kann jeder Satelliten-Haushalt, dessen TV-Gerät ans Internet angeschlossen ist, über 70 lokale TV-Programme aus ganz Deutschland sehen. 

 

Dr. Schmiege